Das Geheimnis erfolgreicher Pressearbeit in drei Minuten.
Es gibt Posts, die lassen mir die Haare zu Berge stehen.
Dieses Mal ging es um eine Einladung zu einem Info-Webinar über Pressearbeit. Der Gastgeber hatte einen Experten eingeladen, der die Fragen der Teilnehmenden beantworten sollte. So weit, so gut.
In der Einladung entwarf der Gastgeber ein verlockendes Szenario: Wäre es nicht toll, wenn du dich in der Süddeutschen, der FAZ, im Handelsblatt, der Vogue oder der Freundin präsentieren könntest? Du glaubst, du schaffst das nur mit den richtigen Kontakten? Ha! Unser Experte zeigt dir, wie auch du den Weg in die Redaktion schaffst.
In der Einladung wurde eine Menge suggeriert und wichtiges ausgelassen.
Der arme Experte! Der freudigen Erwartung des Publikums hat er sicher einen gehörigen Dämpfer verpassen müssen.
Das erwartet dich hier:
Was darfst du von Pressearbeit erwarten?
Wie erreichst du deine Kunden? Wo setzt du deine Ressourcen am besten ein? Sich in einer großen Publikation wie der Süddeutschen oder der Vogue publiziert zu sehen, schmeichelt der Eitelkeit. Doch lass dich nicht einwickeln: Selbst wenn es dir gelingt, mit einem Beitrag in ein solches Blatt zu kommen: Einmal ist keinmal.
Echt. Habe ich ausprobiert. Einmal hatte ich einen Beitrag in der Brigitte Woman.
Das Ergebnis: Kein einziger Kunde meldete sich bei mir. Dafür hatte ich reichlich Kontakt zu Kollegen, die bislang wenig Notiz von mir genommen hatten: Wie ich denn das geschafft hätte und ob ich eine Connection herstellen könne?
Meine Mutter war furchtbar stolz auf mich – und das war ehrlich das Beste an allem.
Wenn andere Wege aussichtsreicher sind, nutze diese.
Weshalb Pressearbeit meist ein Teil des Kommunikationsmix ist
Kunden entscheiden sich nicht sofort für dich, nur weil sie einmal etwas über dich in der Presse lesen. Sie wollen dich erst kennenlernen und verstehen, wie du ihnen helfen kannst. Das Vertrauen muss stimmen und der Zeitpunkt muss passen. Bis das alles zusammenkommt, braucht es Zeit und Geduld.
Selbstständige, die ausschließlich auf Pressearbeit setzen, haben wenig Aussicht auf Erfolg. Der Grund dafür ist, dass Redaktionen an einem ausgewogenen Mix an Gastautoren interessiert sind. Ein Selbstständiger erscheint deshalb in der Presse einmal hier und einmal dort. Doch damit erreicht er zu wenig Kontinuität in der Sichtbarkeit aus der Sicht einzelner Leser.
Wenn du dich ausschließlich auf die Pressearbeit konzentrierst, musst du dafür sorgen, dass deine Artikel in einem Magazin regelmäßig veröffentlicht werden. Du kannst etwa eine Kolumne schreiben. Die Plätze sind jedoch begrenzt.
Daher ist die Pressearbeit bei Selbstständigen im Normalfall ein Teil des Kommunikationsmix. Die Krönung, wenn du so willst, denn sie zahlen auf deine Reputation ein. Ihre Wirkung entfalten sie hauptsächlich auf deiner Webseite oder auf deinem LinkedIn-Profil, und zwar als vertrauensbildende Information.
Pressearbeit ist die Krönung in deinem Kommunikationsmix. Nicht jedoch der Körper.
So bitte nicht!
Dennoch willst du in die Presse? Nicole Basel von der Zeitschrift impulse hat in einem Newsletter einmal die Sicht einer Redaktion vorgestellt. Ziemlich erhellend: 5 Wahrheiten über Journalisten .
Wie funktioniert das nun mit der Pressearbeit?
Hier eine Anleitung en miniature für alle, die ihre Kommunikation selbst gestalten:
- Frage dich zuerst: Wer sind deine besten Kunden? Kennst du eine Zeitung oder ein (Fach-) Magazin, das deine Kunden regelmäßig lesen? Mit hohem Ansehen? Sogar mehrere? Hervorragend! Schreibe dir diese Namen auf.
- Schau dir die ausgewählten Publikationen an: Wer sind die jeweiligen Leser? Welche Beiträge kommen zum Zuge und wie werden sie aufgearbeitet? Welche Stimmung und welcher Tonfall herrschen vor?
- Wie passt du mit deinem Fach in die ausgewählte Publikation hinein? Hast du eine Idee für einen attraktiven Beitrag?
- Schau dich auf der Webseite deiner Publikation um und finde deinen Ansprechpartner / deine Ansprechpartnerin. Im Impressum wirst du meist fündig. Bei Fachmagazinen gibt es häufig sogar „Informationen für Autoren“. Gleichwie: Suche dir eine Person und gib dich nicht mit einer „info@…“-Adresse zufrieden.
Entwirf eine E-Mail etwa in diesem Sinne:
Guten Tag,
ich möchte Ihnen einen Beitrag über … anbieten.
Den Aufbau und den Inhalt habe ich mir so vorgestellt: ….
Ich glaube, der Beitrag ist für Ihre Leser*innen interessant, weil …
Ich bin, … (Schreibe etwas darüber, was dich für deinen Beitrag qualifiziert).
Wenn Ihnen meine Idee zusagt, freue ich mich über Ihre Antwort.
Herzliche Grüße
Zwei Tipps noch:
- Wenn deine Idee auf positive Resonanz stößt, meldet sich jemand, und zwar zügig.
- Achte auf Artikelvorschläge mit hohem Bezug zur Praxis. Berichte von praktischen Erfahrungen. Weniger attraktiv ist Fachsimpelei oder „Besinnungsromane“. Das Wort hat einmal eine Redakteurin in einem Telefongespräch mit mir angebracht.
Thema Connections
In meiner ersten Zeit als Selbstständige habe ich als PR-Beraterin gearbeitet und Fachartikel auf den Weg gebracht. Mit dem Konzept, wie oben beschrieben, bin ich gut gefahren. Auch als unbekannte Stimme habe ich so Aufmerksamkeit wecken können.
Wenn du regelmäßig Pressearbeit betreibst, wirst du allmählich gute Verbindungen in die Redaktionen knüpfen. Das ist natürlich noch viel besser! Im Postfach eines Redakteurs oder einer Redakteurin gehen täglich ungezählte E-Mails ein. Wenn ein bekannter Absender dabei ist, fällt er natürlich positiv auf.
Achte darauf, stets im Sinne der Redaktion zu denken, serviceorientiert zu handeln und entsprechende Angebote zu machen. Auf lange Sicht wird es leichter werden: Denn dann kennt und vertraut man sich. Die Chancen steigen, dass die Redaktion umgekehrt bei dir anklopft und einen Artikel anfragt.
Gute Pressearbeit ist zu einem großen Teil Beziehungsarbeit.
Angefangen hat dieser Artikel mit deinem Namen in der FAZ. Was für eine reizvolle Aussicht! Und jetzt hört sich alles viel weniger großartig an. Ich weiß. Ich finde es jedoch wichtig, die Karten auf den Tisch zu legen und nichts zu versprechen, das sich nicht halten lässt. Deine Zeit ist wertvoll.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
😊 Vielen Dank, liebe Lioba, und herzliche Grüsse!
Wunderbarer Artikel, dass Pressearbeit kein Wundermittel ist ;-) Danke Kerstin. Übrigens, die Belegexemplare nehme ich auch immer meiner Mama mit. Sie ist dann auch ganz stolz :-)
Viele Grüße Lioba
Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen teilst, liebe Susanne! Weiterhin viel Erfolg!
Liebe Kerstin, vielen Dank für diesen Beitrag. Ich selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich hatte eine Serie im Focus-Business-Magazin „Frag den Coach“ und keine einzige Reaktion darauf. Hingegen habe ich richtig gut Kunden gewonnen, weil ich regelmäßig in einem Fachmagazin für Juristen zu Themen wie Kommunikation, Coaching, Soft Skills Autorenbeiträge veröffentlichen durfte. Wie du schreibst: Der Mix machst und gute Blogartikel mit einer wirksamen Social-Media-Kommunikation sind auch sehr viel Wert. Danke für deine inspirierenden und fundierten Blogposts. Lieben Gruß von Susanne
Ja, das stimmt. Vielen Dank für den Tipp und die nette Rückmeldung! Herzliche Grüße!
Schöner Beitrag, liebe Kerstin,
ja, mit der Pressearbeit ist es meist gar nicht mal so leicht. Ich selbst habe auch viele gute Erfahrungen damit gesammelt, direkt mal bei der Redaktion anzurufen und die eigene Idee für den Artikel kurz zu umschreiben.
Viele Grüße
Oliver