Drei Textertipps für Wege aus der kreativen Sackgasse oder: Man kann nicht nicht an blaue Elefanten denken.
Schon seit Tagen trägst du eine Idee für einen neuen Artikel mit dir herum. Sie gefällt dir so richtig gut. Und weil du Spaß an ihr hast, hast du dir schon einen Einstieg zurechtgelegt, Argumente gesammelt und Sprachbilder entworfen.
Endlich sitzt du am Schreibtisch und willst loslegen. Du merkst: Das passt alles hinten und vorne nicht zusammen! Die Bilder sind schief. Der Artikel bekommt keinen Fluss.
So ein Mist!
„Kill your Darlings“, sagen die Kreativen in solchen Fällen völlig ungerührt. Das jedoch ist leichter gesagt als getan, denn deine Ideen haben sich inzwischen tief in deine Gehirnwindungen eingegraben. Wie wirst du sie wieder los? Woher kommen jetzt ganz schnell frische Ideen?
Das erwartet dich hier:
Drei Textertipps für den Reboot
Hier sind meine drei bewährtesten Strategien für einen kreativen Neustart:
# Tipp 1: Sich ergeben
Schreibe einen Brief an eine Person deines Vertrauens. Schreibe auf, was dir in den Sinn kommt, auch die Teile, die du gerade verworfen hast. Lass deine Gedanken fließen, die guten wie die störenden.
Beim Schreiben merkst du, wie du die blockierenden Gedanken abarbeitest, hinter dir lässt und Platz schaffst für Neues. Nach einer halben oder dreiviertel Seite findest du einen neuen Pfad.
Den Brief schickst du natürlich nicht wirklich ab.
Stattdessen streichst du den ersten Teil genussvoll durch und steigst an einer vielversprechenden neuen Stelle ein.
Diese Methode ist meine liebste. Sie hilft auch dann, wenn du versucht bist, mit deiner Geschichte bei Adam und Eva anzufangen oder mit abgegriffenen Phrasen einzusteigen.
# Tipp 2: Unterbrechen
Beim Schreiben wollen die meisten ihre Ruhe haben und ungestört bleiben. Wenn man sich jedoch gerade geistig aufgehängt hat, kann das Telefon die Rettung sein.
Ein Gespräch erfrischt, bringt auf neue Gedanken und gibt Schwung.
Wieder zurück bei deinem Artikel, findest du meist einen neuen Zugang zum Thema. Wichtig hier: Das Gespräch sollte nicht zu lange dauern und es sollte nicht gerade ein schwieriges sein.
Falls gerade niemand Zeit hat und die Kaffee-Küche leer ist, stehe auf, gehe ein bisschen nach draußen und höre Musik. Oder lass dir etwas Ähnliches einfallen. Was zählt ist, dass du buchstäblich von „deiner Leitung“ herunterkommst.
# Tipp 3: In der Mitte anfangen
Wer sagt, dass Texte von vorne nach hinten geschrieben werden müssen? Wenn dir der Einstieg einfach nicht gelingen will, beginne doch mit den Teilen an, die dir leicht fallen.
Beim Schreiben setzt du dich mit deinem Thema intensiv auseinander. Du entwickelst neue Assoziationen und meist findest du unterwegs einen passenden Einstieg.
Aus diese Methode schätze ich sehr: Ich fange mit der Kernaussage an und entwickele den Gedankengang von hinten nach vorne. So kommst du zu einem sehr geradlinigen Aufbau und läufst nicht Gefahr, dich in Seitensträngen zu verzetteln.
Auch mit den Textertipps kommst du nicht weiter? Es könnte sein, dass du für den Tag bereits das deine getan hast und einfach müde bist. Das Schreiben braucht Kraft und Konzentration, so nebenher geht das nicht. Wenn du auch Erschöpfung ausschließen kannst, dann fehlt vermutlich die Klarheit über den Inhalt.
Artikel vom 16. November 2016. Aktualisiert am 28. April 2022
CONTENT EINFACH MACHEN
Der Newsletter für Coaches und Berater, die bereits 10 Jahre selbstständig sind und ihre Kommunikation schlanker und produktiver gestalten möchten.
Hallo Michael, ich glaube, das ist ein wichtiger Impuls: den Fokus schärfen, den Blick aufs Detail zulassen, die Dinge buchstäblich vom Kopf auf die Füße stellen und sich auf das Naheliegende konzentrieren. Vielen Dank dafür!
Vorbereitung ist die halbe Miete! Ich mache diese mittels Evernote, Slack, Onenote, Scrivener für grössere und TheRightMargin für kleinere Aufgaben.
Meine Hobbies – enige davon – begleiten mich, wie Bewegung, Fotografie und Gespräche/Disloge. Keine festen Regeln! Begrenzung im Thema und Zeit fördert allerdings die Kreativität enorm. Gewisse Themen brauchen Zeit, viele sind in meiner Denkweise eher übergeordnete „Sammelthemen“, die muss man spezifizieren und dem Leser auf seine Weise näherbringen. Wie man überhaupt über Dinge sprechen soll, die den Leser interessieren, beschäftigen.
Folgende Erfahrung kann ich immer noch nicht befriedigend erklären, aber vielleicht liegt die Antwort im eben Gesagten. Als ich mich von 2010 bis 2014 an Trainer und Coaches wandte, um die Vorteile vermarktungsfähiger „digitaler Präsenz“ zu beschreiben, angefangen vom Blog über Podcast bis zu learning Angeboten zu begründen, bekam ich überraschenderweise zu 90% totale Schreibblokaden zu sehen! Und das von Profis, die Storytelling, Training Design und Dramabogen gelernt habe sollten. Mir war das ein Rätsel.
Klasse, Bettina, herzlichen Dank für Deinen Kommentar!
In der Variante „sich ergeben“ steckt etwas von Deinem Gedanken drin: Sich zwingen zu wollen, hilft einfach nicht. Manchmal meditiere ich über Schilf, das sich im Sturm biegt und wieder aufsteht. Hilft mir einfach besser. Herzliche Grüsse in den Süden!
Liebe Kerstin!
Vielen Dank für die schönen und kreativen Ideen.
Die größte Erkenntnis, die ich im Laufe meiner ersten Bücher gewonnen habe an Tagen, die nicht so recht flutschten:
Wenns so ganz und gar nicht klappen will – AUFHÖREN an diesem Tag.
Beim ersten Buch hatte ich viele solcher Tage: Ich setzte mich an den Rechner, schrieb – dachte nach – schrieb um – dachte wieder nach – löschte – bekam schlechte Laune – schrieb um – fand mich doof, dass so gar nix Kreatives heut aus meinem Hirn will – blieb sitzen – schrieb weiter – bekam noch schlechtere Laune ……….
und Abends hatte ich vielleicht 1 Seite, die nicht besonders gut war und seeehr schlechte Laune.
Ab Buch 2 lief das anders – gaaanz anders:
Wenn wieder solch ein Morgen begann mit dem schreiben-umschreiben-schlechteLaune-Löschen-Umschreiben….
dann machte ich sofort den Rechner aus, schloß mein Büro, kaufte mir Nettes zum Essen und Trinken und einen Meterstapel Frauenzeitschriften und machte mir einen richtig schönen freien Tag.
Also statt Zwang, Kasteiung und Selbstvorwürfen das Gegenteil: Belohnung und gute Selbstfürsorge.
Und Du kannst Dir die Fortsetzung schon denken: Am nächsten Tag schrieb ich völlig ohne Probleme viele richtig gute Seiten.
Herzlichst, Bettina Stackelberg